Sinnvolle Zeit zum Leben-Lernen
Sonneberg/Hildburghausen – Schule fertig, Ausbildungsbeginn. Elli Bartl aus Sonneberg wollte den klassischen Weg nach ihrem bestandenen Realschulabschluss gehen. Doch der Weg zu ihrem Traumberuf als Bestattungsfachkraft erweist als äußerst steinig. „Die Unternehmen hier vor Ort bilden nicht aus“, erzählt die 17-Jährige. Bundesweit hat sie ihre Bewerbungen verschickt, sogar bis nach Berlin. „Es bewerben sich sehr viele junge Menschen“, sagt sie. „Und am Ende werden nur zwei oder drei als Auszubildende eingestellt.“
Doch Elli Bartl weiß sich zu helfen. Statt zu Hause Trübsal zu blasen, während sie auf einen positiven Bescheid hofft, hat sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden und arbeitet schon seit fast einem Dreivierteljahr in unserer Werkstatt am Standort Sonneberg-Köppelsdorf. Eine ihrer Freundinnen absolviert ebenfalls ein FSJ, allerdings in einer Kindertagesstätte. Und mit der Reha-Werkstatt für Menschen mit psychischen Erkrankungen in Oberlind kennt sie schon – zumindest von außen. „Also habe ich mich ausführlich informiert, einfach bei der Wefa in Köppelsdorf beworben und zwei Tage Praktikum hier absolviert“, berichtet Elli Bartl. Seitdem unterstützt sie die zuständige Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung Ines Kempf im Arbeitsbereich 9 und die dort arbeitenden Beschäftigten bei ihrer täglichen Arbeit. „Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt“, bestätigt die 17-Jährige ihre Entscheidung, einerseits die Wartezeit bis zum möglichen Ausbildungsbeginn zu überbrücken und andererseits eine Ahnung vom Berufsleben zu bekommen, den Einstieg zu erleichtern: „Es ist schon ein anderer Rhythmus als in der Schule und eine Umstellung, von 7 bis 16 Uhr zu arbeiten“, sagt sie und schmunzelt. Doch bereut hat sie diesen Schritt keinesfalls: „Ich unterstütze hier die Beschäftigten bei der Produktion“, erzählt sie. „Und wenn es mal nichts zu tun gibt, arbeiten wir kreativ, fördern mit Spielen und Puzzles die kognitiven Fähigkeiten der Beschäftigten.“ Aktuell konzentrieren sie sich auf die Jahreszeiten, die sie gemeinsam auf Plakaten abbilden und zusammentragen, was jede einzelne von ihnen so besonders macht. Ein Projekt, das nicht nur Elli Bartl am Herzen liegt, sondern auch die Beschäftigten vom AB 9 glücklich macht. Sie alle haben die 17-Jährige in ihr Herz geschlossen und würden sie am liebsten nicht mehr gehen lassen.
Sie selbst hat schon viel gelernt von den Beschäftigten: „Sie schätzen die kleinen Dinge des Lebens und freuen sich über fast alles, auch wenn man zum Beispiel nur einen Kuchen mit ihnen backt“, zählt sie auf und ergänzt: „Klar darf man nicht alles an sich ranlassen und vor allem nichts persönlich nehmen, denn jeder hat gute und schlechte Tage.“
Nicht nur in der Wefa Sonneberg wird Elli Bartl bestens betreut. Auch seitens der Diakonie Mitteldeutschland fühlt sie sich gut aufgehoben: „Wir haben regelmäßig Seminare, bei denen so gut wie alle FSJler zusammenkommen“, berichtet sie. Dort könne man sich austauschen, über Probleme sprechen, neue Wege und Hilfe finden.
An den Standorten Eisfeld und Hildburghausen sind die sogenannten FSJler ebenfalls herzlich willkommen. „Wir suchen Menschen, die bei uns ein Praktikum, den Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren möchten“, erklärt Verena Müller, zuständig für den begleitenden Dienst in der Wefa Hildburghausen. „Möglich ist bei uns und in Eisfeld Gruppenbetreuung sowie Einzelförderung unserer Beschäftigten. Es wird ein Einblick in das sozialpädagogische Aufgabenfeld der Wefa gegeben, in dem die FSJler dann mitarbeiten werden. Darum sind auch Studierende der Hochschule Coburg bei uns willkommen“, ergänzt sie.
Info: Wer sich für die freiwillige Arbeit im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes oder des FSJ in einer der Werkstätten Sonneberg, Eisfeld oder Hildburghausen interessiert, meldet sich am besten bei den zuständigen Ansprechpartnern des begleitenden Dienstes vor Ort: für Sonneberg Monika Orendt unter 03675/4091221, für Eisfeld Agnes Brettschneider unter 03686/393712 und für Hildburghausen Verena Müller unter 03685/4041913.